Was sind wir ohne dich?

 

 

Du bist weg.

 

Aber vielleicht bist du auch da.

 

Du bist nicht hier.

 

Ich vermisse dich.

 

Ich bin sauer auf dich.

 

Ich bin enttäuscht von dir.

 

 

Ich weiß nicht, wo du bist und um es mir leichter zu machen, stelle ich mir vor, dass es dir gut geht und du einfach keine Lust mehr auf uns hast. Oder ich stelle mir vor, dass du eine abgefahrene Reise als Leonard Shelby durchmachst, gar nichts dafür kannst, dass du dich nicht bei uns meldest.  

 

 

Wenn ich ehrlich bin, mache ich mir täglich Gedanken darüber, ob es dir wirklich gut geht oder ob es dich überhaupt noch auf dieser Erde gibt.

 

Manchmal kommt dieser Gedanke plötzlich aus einem Schmerz heraus. Dann versuche ich mir Szenarien zu überlegen, was aktuell bei dir los sein könnte und welche Happy Ends deines Verschwindens wir vielleicht bald erleben könnten.

 

In anderen Momenten denke ich an dich, weil ich an unsere gemeinsamen Erlebnisse denke. Ich denke an unseren Roadtrip durch Skandinavien, auf dem du dachtest, du machst ein großartiges Experiment und nimmst nur einen Pulli für fast vier Wochen Zelten mit und am Ende hast du wirklich nicht gefroren. Ich denke an deine nächtlichen Energieschübe, die dich zum schlängelnden Nachhause joggen oder Exkursionen durch den Schnee beflügelt haben. Ich denke an deine traditionellen doppelten „Esprechi“ in der Prüfungsphase, die dich in starke Koffeinschocks versetzt haben. Ich denke auch an unseren Streit, in dem ich so verletzt war, weil ich für einen kleinen Moment dachte, du könntest zu genervt von mir sein. Und ich denke an all die Diskussionen und Gespräche, die wir durch unser gefährliches, aus Dokumentationen stammendes, Halbwissen untermauerten und uns waghalsig zu fachspezifischen Spekulationen anstachelten.

 

 

Ich werde fröhlich.

 

Aber ich frage mich:

 

Wer bin ich ohne dich?

 

Was sind wir ohne dich?

 

Ich werde traurig.

 

Ich werde sauer.

 

Ich werde enttäuscht.

 

Aber das will ich nicht. Mein größter Wunsch ist ein Lebenszeichen von dir.

 

Ich will diese Erinnerungen an dich und an uns nicht mit der Trauer, die ich durch dein Verschwinden erlebe, überschreiben.

 

Ich hoffe es geht dir gut.

 

 

 

Theresa


17.02.22